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Heiter Tragödie, bittere Komödie
von Eva Hammer, "Neues Volksblatt" am 9.7.2016
Immer wieder sind es die gedemütigten Monster, die den Steyrer Bühnenautor und Regisseur Herbert Walzl inspirieren. Waren es in früheren Saisonen Dracula und Frankenstein, so ist es heuer Quasimodo, der missgestaltete Held aus Victor Hugos Erfolgsroman „Der Glöckner von Notre Dame“. Premiere feierte das opulente Bühnenspektakel am Donnerstag im Theater am Fluss in Steyr.
(...) Vom ersten Augenblick an faszinieren die Bilder — die riesige Kathedrale Notre Dame, vor deren Stufen geliebt, gehasst, verraten und gehängt wird (Bühne: Walzl). (...)
Aus den vielen Handlungssträngen entwickelt Walzl in seiner Bühnenfassung ein pompöses Drama, steckt hinein die großen Liebenden, abscheuliche Drecksäcke, etliche komische Figuren, düstere Intrigen und garniert mit Kirchenpomp und Bettlerelend. Der Menschenmüll samt Bettlerkönig (HP Baumfried) schwingt sich auf zu großen Chören und Choreografien.
(...)
Sebastian Brummer spielt den Quasimodo. Aus dem misshandelten und geknechteten Wesen formt Walzl ein rührendes Menschenexemplar. Verschiedene Bühnengenres vereinen sich: Slapstick trifft großes Drama, Klamauk durchsetzt die Tragik. Wiff LaGrange und Sebastian Brummer übertragen mit ihren Kompositionen Liebe, Schmerz und Witziges in mittelalterliche Klänge. Die zarten Momente dieser Inszenierung trägt Laura Enzenhofer als Esmeralda, wenn sie etwa im Gefängnis zaghaft-zittrig das Lied anstimmt: „Gebt mir ein Kleid aus schwarzem Samt“. Aus der herrischen Zigeunerin wird eine fragile Heldin mit feinem Gespür für Zwischen- und Untertöne. Manuel Dragan gibt in der Rolle des mysteriösen Frollo den einsamen Domherrn, der sich heimlich mit verbotener Alchemie befasst, und in seiner sexuellen Not bereit ist, über Leichen zu gehen. Marcel Kraml ist als Dichter und Erzähler ein gefühlvoller Kommentator und gleichzeitig mitten im dramatischen Geschehen. Sein lyrischer Bariton greift ans Herz. Bernhard Oppl räumt als König Ludwig, Richter und Nonne die Lacher ab. Das Schlussduett „Was bleibt“ steht großen Musicals samt Hitpotenzial in nichts nach. Empfehlenswertes Sommertheater!
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Vorstellungen bis 6. August, jeweils 20.30 Uhr; Karten: 0681/10589001
Grandiose Premiere vom Glöckner von Notre Dame
von Klaus Mader, "Mein Bezirk" am 9.7.2016
In der zweiten Spielsaison präsentierte das Theater am Fluss im Sommer 2016 „Der Glöckner von Notre Dame“ nach Victor Hugo in einer Stückfassung von Herbert Walzl! Eingebettet in eine wunderbare Naturkulisse, idyllisch gelegen direkt am Enns-Fluss erlebten die zahlreichen Gäste bei der ausverkauften Premiere ein Open-Air-Theaterspektakel der besonderen Art.
Quasimodo, der Glöckner von Notre Dame, liebt nur seine Kathedrale und seinen Ziehvater, den Priester Frollo. Der Rest der Welt ist Quasimodo verhasst, weil er von allen nur ausgelacht und verspottet wird. Doch das Leben von den beiden ändert sich schlagartig, als die Zigeunerin Esmeralda in ihr Leben tritt. Von Leidenschaft ergriffen, will Frollo sie mit Quasimodos Hilfe entführen, doch sie entkommt und Quasimodo wird gefangen genommen, an den Pranger gestellt und malträtiert. Esmeralda ist die Einzige, die Mitleid mit Quasimodo hat, weshalb dieser sich in sie verliebt. Leider liebt Esmeralda den Hauptmann Phöbus, doch dieser liebt nur sich selbst... Liebe Leidenschaft und Schicksal prägen dieses Theaterspektakel. Mit Hochspannung wird sehr anschaulich das barbarische Mittelalter beschrieben, wo Mitleid und Nächstenliebe absolute Fremdwörter waren. Die Gäste sahen eine neue Stückfassung dieses historischen Meisterwerks, das zweifelsohne in den großen Reigen exzellenter Weltliteratur eingeordnet werden kann. Gewürzt mit Musik präsentierte das „Theater am Fluss“ diese humorvolle, aber auch melodramatische Geschichte.
Für alle die sich das gelunge Stück noch ansehen wollen stehen folgende Termine am Spielplan.
Vorstellungen: 8./14./15./16./21./22./23./28./29./30. Juli 2016 und 4./5./6. August 2016 Ersatztermine bei Schlechtwetter: 27. Juli 2016 und 3. August 2016
Der Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr, Einlass ist ab 19.30 Uhr.
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Im Glockenturm ist die Hölle los
von Kurt Daucher, "OÖN" am 11.7.2016
Groß und mächtig, schicksalsträchtig: So steht sie da, die Kopie der Kathedrale von Notre Dame, die beim Theater am Fluss eine beeindruckende Kulisse abgibt. Beeindruckend ist auch das Stück, das heuer im Gastgarten des ehemaligen Gasthauses Sandmair geboten wird – nach der Pause jedenfalls. Da spitzt sich die wilde Geschichte auf ihr dramatisches Ende hin zu und die Hauptdarsteller dürfen brillieren, schauspielerisch wie musikalisch.
Herausragend sind jene Szenen, die Regisseur Herbert Walzl ganz schlicht gestaltet hat und die so Platz machen für große Gefühle. Für die Gefängnis-Arie der Esmeralda (gespielt von Laura Enzenhofer) gilt das ebenso wie für den Schluss-Song, bei dem Sebastian Brummer (als Quasimodo) und Erzähler Marcel-Philip Kraml Gänsehaut-Feeling verbreiten.
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Die großen komischen Momente steuert Lokalmatador Bernhard Oppl bei. Was er als schwerhöriger und schwer-von-Begriff-licher Richter sowie als aufgedrehte rote Nonne aufführt, ist wahnwitzig genial. Noch besser ist er als (überlüsterner und offensichtlich inzest-degenerierter) König. "Ich körpere" sagt er etwa zu seinem Minister, der ihn (weil gerade eine wichtige Entscheidung zu treffen wäre) beim fortgeschrittenen Techtechtelmechtel mit der Mätresse stört ...
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Letztlich bleibt aber der positive Eindruck. Dieser resultiert nicht zuletzt aus der gelungenen Kombination von Dramatik und Komik. Die Kontraste nämlich sind es, die gutes Theater ausmachen. Davon gibt es beim Theater am Fluss reichlich.